Am Montag, den 27. November 2023, besuchte Michael Joukov MdL, Kreisverband Ulm die Kaserne in Pfullendorf.
Im Gespräch mit Kommandeur Oberst Schmand, der stellv. Leiterin der V. Inspektion Oberstabsärztin Gebauer und dem „Spieß“ der V. Inspektion Stabsfeldwebel Dingeldey ging es um die Herausforderungen der „Zeitenwende“. In Pfullendorf werden u. a. Fallschirm-/Jäger*innen als Combat First Responder ausgebildet. Diese Truppen sind die Frauen und Männer, die teilweise ohne Support anderer Truppenteile operieren. Wenn sie verwundet werden, dann nur von anderen Kameraden medizinisch versorgt werden können. Der Combat First Responder ist eine umfassende Ausbildung, die diejenigen, die sie erfolgreich absolvieren, in die Lage versetzen, direkt vor Ort verwundete Kameraden umfassend zu behandeln, bis sie einer ärztlichen Versorgung zugeführt werden können. Diese Leistungen sind sehr beeindruckend.
Jenseits der Eindrücke und des Danks für den Einblick in die Ausbildung einige paar politische Bemerkungen.
Die „Zeitenwende“ bedeutet, dass Deutschland – leider, aber unausweichlich – sehr viel stärker darauf angewiesen ist, verteidigungsfähig zu sein, als man es lange wahrhaben wollte. Daraus geht etliches hervor (hier aus Sicht von Michael):
a) diejenigen, die bereit sind, ihr Leben dafür zu riskieren, unsere Lebensweise, unsere Freiheit und im Ernstfall unser aller Leben zu verteidigen, haben den Respekt der Gesellschaft verdient!
b) die Bundeswehr braucht, um ihren Auftrag erfüllen zu können, gute Leute. Sie braucht also das Geld, um attraktiv zu sein und auch die Möglichkeit, für sich zu werben;
c) die Laufbahnen müssen so gestaltet sein, dass niemand, die/der sich bewährt hat, mit Mitte 40 zwingend entlassen werden muss. Wer gut ist, darf nicht gehen müssen;
d) die Bundeswehr muss für Frauen und Familien attraktiv sein. Hier ist noch viel zu tun;
e) viele Rituale der Bundeswehr stammen aus der rein männlicher Zeit und sind Sexismus-belastet. Das geht natürlich nicht. Die Antwort kann aber nicht sein, die Rituale komplett abzuschaffen, sie müssen „würdevoll“ ersetzt werden, denn Rituale sind wichtig!
Aus meiner persönlichen Sicht müssen wir alle verstehen, dass ein Soldat/ eine Soldatin nicht einfach einen Beruf hat, sondern es sich hier eher um eine Berufung handelt:
Dienst nicht nur von 7 bis 16 Uhr. Sondern auch darüber hinaus, auch sieben Tage die Woche. Hier kommt z.B. die Kinderbetreuung von Soldaten an ihre Grenzen, vor allem wenn beide Elternteile Soldat sind. Man hat nicht bloß Arbeitskollegen, sondern Kameraden, denen das Leben anzuvertrauen ist. Hier sind „Rituale“ aber auch Zeit um entsprechende Bindungen zu schaffen sehr wichtig. Dienst, Ausbildung und Einsatz erfordern Entbehrungen und Belastungen, bei denen ein angestellter Arbeitnehmer vor das Arbeitsgericht ziehen würde. Soldaten akzeptieren das.
Mathias Schultz, Mitglied B90/Die Grünen, Kreisverband Sigmaringen