Gerhard Stumpp: Klarstellung zu Prüfantrag und Flächenverbrauch

Im Mai 2023 stellte ich in der Gemeinderatssitzung in Sigmaringen für Bündnis 90/ Die Grünen einen Prüfantrag an die Stadtverwaltung. Darin bat ich darum, zu prüfen, ob und wie durch eine Vermittlungstätigkeit der Kommune zwischen Seniorinnen und Senioren einerseits sowie jungen Familien andererseits, das Problem bedarfsgerechten Wohnens bzw. der Schaffung zusätzlichen Wohnraums gelöst werden könne.
Es solle auch geprüft werden, wie hoch das Interesse von Seniorinnen und Senioren sei, in kleinere Wohneinheiten umzuziehen. Ebenso solle ermittelt werden, wie Wohnraum im Bestand optimal genutzt bzw. erweitert werden könne.


In Folge einer von mir nicht zu verantwortenden, missverständlichen Überschrift in der Online-Version der Lokalzeitung („Grünen-Mitglied fordert: Senioren sollen Häuser Familien überlassen“) kam es zu teilweise scharfen und unangemessenen Reaktionen im Netz. Ein überregionales Medium verbreitete diese Meldung verkürzt und aus dem Zusammenhang gerissen, worauf bei unserem Kreisverband mehrere Dutzend Hass-Mails eingingen.


Ausgangspunkt:
Vorschläge zur Lösung der beiden Problembereiche Flächenversiegelung und Demographie erarbeiten.


Flächenversiegelung
:

In vielen Kommunen Oberschwabens werden immer noch neue Baugebiete mit Schwerpunkt Einfamilienhäuser auf der grünen Wiese geplant und gebaut. 2021 wurden in Baden-Württemberg 6,2 Hektar Fläche pro Tag versiegelt. Bei diesem Tempo würde im Zeitraum von 24 Jahren die Fläche des Bodensees verbaut.


Demographie:

Die Zahl der jungen Familien (Eltern 20 bis ca. 40 Jahre alt) stagniert, die Zahl der über 70-Jährigen nimmt kontinuierlich zu. Viele junge Familien wollen ihren Wohnraum vergrößern. Viele Seniorinnen und Senioren empfinden ihre Einfamilienhäuser, die sie für sich und ihre Kinder gebaut oder erworben haben, inzwischen als zu groß. Der Unterhalt dieser oft nicht barrierefreien Häuser wird aufwändiger, die Pflege des Gartens erfordert viel Kraft.


Ich will hiermit nochmals klarstellen, dass mein Vorschlag dazu beitragen soll, dass Seniorinnen und Senioren durch kommunale Vermittlung ihren Lebensabend in einer altersgerechten Wohnung verbringen können. Es ist aus meiner Sicht auch Aufgabe der Kommune, durch entsprechende Planungen genügend altersgerechte Wohnungen zur Verfügung zu stellen!


Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass niemand gegen seinen Willen zum Verlassen des eigenen Hauses genötigt werden soll und darf!


Nach meiner Überzeugung, werden in den kommenden Jahren und Jahrzehnten, bestehende Einfamilienhäuser für junge Familien frei. Diese müssen nicht mehr auf der grünen Wiese unter weiterer Flächenversiegelung gebaut werden.

Ein kommunales Leerstandsmanagement mit Beratung und Begleitung könnte ein weiterer Schritt zur Lösung der Wohnungsprobleme sein!


Gerhard Stumpp, Stadtrat in Sigmaringen, September 2023

Statement Gerhard Stumpp, Radio7: