16.05.2022 – Stellungnahme:
Nie hat der Landkreis Sigmaringen in seiner heutigen Form eine größere Investition getätigt als den Neubau der Bertha-Benz-Schule mit einem Auftragsvolumen von knapp 99 Mio. Euro. Wir tragen diesen Schritt mit voller Überzeugung und auch so mancher Hoffnung mit, wobei wir in dem langen Prozeß bis zur heutigen Entscheidung als Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auch für Prinzipien gekämpft haben, die nicht umgesetzt wurden.
Einig war sich der Kreistag nach dem ersten Gutachten, dass ein Neubau die wirtschaftlichste und sinnvollste Lösung sei. Wir hatten uns gewünscht und es auch vernehmlich an mehreren Stellen gefordert, dass die Wahl des Standortes der Strategie des geringsten Landschaftsverbrauchs Rechnung trägt, dass wir bereits erschlossene Flächen nutzen und nicht die Grüne Wiese versiegeln. Diese Entscheidung war am Mühlberg West möglich, und sie war auch der Bewertungsmatrix der Verwaltung gemäß qualitativ sogar besser als der schlußendlich gewählte Standort Küchenäcker.
Unser Antrag, auch das Gelände der Graf-Stauffenberg-Kaserne in die Endabstimmung aufzunehmen und damit noch einmal detaillierter auf sein Potential zu prüfen, wurde vom Kreistag der zurückliegenden Legislaturperiode abgelehnt.
Die getroffene Wahl für die Realisierung in unverbauter Landschaft ist grundsätzlich zu bedauern, und die Folgen sind unumkehrbar.
Aber wir sind froh und dankbar, dass der Kreistag und die Verwaltung zumindest ab diesem Punkt die richtigen, sogar vorzügliche Entscheidungen getroffen haben. Mit dem Lebenszyklus-Modell haben wir die interessantere und nachhaltigere Option gewählt. Wir haben auch den Eindruck, dass unser Drängen auf Schonung der natürlichen Ressourcen bei den Projektierern Gehör fand und wir unseren Teil dazu beitrugen konnten, dass der Neubau sogar nach dem zertifizierten Standard «Platin» der «Deutschen Gesellschaft Nachhaltiges Bauen» realisiert werden kann. Wir meinen, dass die Bertha-Benz-Schule als Leuchtturmprojekt eine mutige Antwort ist auf schwierige Herausforderungen. In vielen Bereichen ist die Zahl der Berufsschülerinnen und -schüler im Sinkflug oder schon unterhalb der kritischen Marke, und so ein funktional, architektonisch und qualitativ herausragender Bau hat womöglich das Zeug, die Attraktivität von Ausbildungsberufen im Kreis und darüber hinaus insgesamt zu steigern.
Wir möchten an dieser Stelle einen herzlichen Dank aussprechen an die Verwaltung, die dem Kreistag bei diesem Großprojekt angemessen viel Raum zur Beratung und Meinungsbildung zugestanden hat und an die Projektierer, die im Beraterkreis unser Herzensthema Nachhaltigkeit wirkungsvoll setzen konnten.
Wir gratulieren dem Bad Saulgauer Unternehmen Georg Reisch GmbH & Co. KG, das sich in einem europa-weiten Vergabeverfahren gegen drei weitere Bieter durchgesetzt hat.
Zuletzt wollen wir hoffen, dass wir das noch nicht durchgestandene Thema der Finanzierung bei den nächsten Haushaltsberatungen in diesem Gremium zu einer verantwortungsvollen und vor allem auch solidarischen Entscheidung bringen.
Johannes F. Kretschmann und Hermann Brodmann
für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag Sigmaringen