Pressemitteilung:
Einblick in den Alltag einer Landeserstaufnahmeeinrichtung
Marcel Emmerich, Obmann im Innenausschuss, besucht „LEA“ in Sigmaringen
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Marcel Emmerich aus Ulm und Obmann seiner Fraktion im Innenausschuss hat am kürzlich die Landeserstaufnahmeeinrichtung in Sigmaringen besucht. Emmerich war es wichtig, sich persönlich einen Überblick über die Situation in der LEA zu verschaffen, um herauszufinden, was gut läuft und welche Probleme es gibt. Hierzu hatte er den Termin und den Austausch beim Regierungspräsidium Tübingen angefragt.
Begleitet wurde Emmerich von den Grünen-Kreisrätinnen Susanne Petermann-Mayer und Marika Marsovszki sowie von der Sigmaringer Stadträtin Hanna Stauß. Die Besucher wurden von Regierungsvizepräsident Dr. Utz Remlinger und Charlotte Heilmann aus dem Referat Flüchtlingsaufnahme des Regierungspräsidiums Tübingen sowie Einrichtungsleiter Hardy Losekamm empfangen. Bei einem Rundgang durch die LEA informierten die Vertreter des Regierungspräsidiums über die Einrichtung allgemein sowie über die aktuelle Situation.
Von links: Kreisrätinnen Marika Marsovszki und Susanne Petermann-Mayer, Marcel Emmerich MdB, Hardy Losekamm beim Rundgang durch die LEA.
In der LEA sind derzeit 562 Personen untergebracht, berichtete Charlotte Heilmann – die Einrichtung bietet im Regelfall Platz für 875 Personen, die auf dem weitläufigen Gelände gut untergebracht werden können. Hardy Losekamm wies darauf hin, dass die LEA in Ausnahmefällen deutlich mehr Personen aufnehmen kann: „wir haben ein sehr erfahrenes Team am Start und können die Kapazitäten in Krisenzeiten relativ schnell hochfahren, damit vorübergehend mehr Menschen bei uns unterkommen können.“
Die Besuchergruppe konnte sich von einer effizienten Organisation der Einrichtung überzeugen, die das Regierungspräsidium mit Unterstützung diverser Dienstleister betreibt. Ganz besonders freuen sich dessen Vertreter darüber, dass zahlreiche ehrenamtliche Helfer das professionelle Team ergänzen.
Beim Rundgang durch die LEA fielen neben engagierten Mitarbeitenden zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner auf, die in ihren orangen Westen unterwegs waren und die angebotenen Arbeitsgelegenheiten nutzten.
Ergänzt wird die LEA Sigmaringen im Flüchtlingsaufnahmekonzept des Regierungspräsidiums von der Erstaufnahmeeinrichtung in Tübingen, die speziell auf vulnerable Personen ausgerichtet ist und derzeit noch vom Ankunftszentrum Meßstetten, in welchem Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine Aufnahme finden. Dr. Utz Remlinger betont: „Das Regierungspräsidium verfügt über eine gut aufgestellte Einheit der Flüchtlingsunterbringung, wir haben aus jeder Krise gelernt und uns stets weiterentwickelt“. Da das Ankunftszentrum in Meßstetten in wenigen Tagen seine Pforten schließt, bereitet sich die LEA Sigmaringen im Moment auf einen verstärkten Zulauf von ukrainischen Geflüchteten vor.
Im abschließenden Gespräch wiesen die Vertreter des Regierungspräsidiums darauf hin, dass Geflüchtete in der LEA standardmäßig nach beruflichen Qualifikationen gefragt werden, damit besonders qualifizierte Menschen rasch gefördert werden können. In diesem Zusammenhang hat insbesondere medizinisches Personal nach wie vor enorme Probleme mit der Anerkennung von Berufsabschlüssen. Die LEA hat noch Kontakt zu geflüchteten Ärzten aus der Ukraine, die auch nach mehreren Jahren noch nicht in ihrem Beruf arbeiten dürfen. Marcel Emmerich versprach, das Thema mit nach Berlin zu nehmen.
Die LEA-Vertreter wiesen ferner darauf hin, dass geflüchtete Männer aus Nordafrika immer wieder Probleme bereiten. Sie baten den Abgeordneten, bei den zuständigen Stellen dafür einzutreten, dass dieses Thema neben den aktuellen Bemühungen um Rückführungen nach Afghanistan und Syrien nicht in den Hintergrund rückt.
Am Rande des Rundgangs stellte Hardy Losekamm den Besucher*innen einen ehemaligen Geflüchteten vor, der sich fast 10 Jahre lang vergeblich um einen Flüchtlingsstatus für sich und seine Familie bemühte und aufgrund seiner Integrationsleistungen vor wenigen Monaten durch das Chancen-Aufenthaltsrecht die Möglichkeit erhielt, dauerhaft in Deutschland zu blieben – er nutzt seine Chance und arbeitet inzwischen sehr erfolgreich für einen Dienstleister in der Landeserstaufnahmeeinrichtung.
„Diese Begegnung zeigt, wie das Chancen-Aufenthaltsrecht – seinem Namen entsprechend -eine positive Wirkung entfaltet“, sagte Emmerich nach dem Austausch mit dem Geflüchteten und dem Rundgang in der LEA: „Wir bieten damit Menschen, die sich hier einbringen und integrieren eine realistische Möglichkeit, ihren unsicheren Status in eine dauerhafte Perspektive zu verwandeln. Denn das ist, was wir wollen und brauchen: Integration durch Arbeit und Engagement. Mein Eindruck aus der LEA ist, dass hier alle an einem Strang ziehen und aus der zunächst behelfsmäßigen Unterbringung von Geflüchteten vieler Menschen an einem Ort hier eine gut funktionierende Struktur gewachsen ist, die auf neue Situationen von außen und auf die Bedürfnisse der hier lebenden Menschen eingestellt ist. Ich danke dem Regierungspräsidium und dem Leiter Hardy Losekamm für diesen Termin vor Ort: Einblicke wie dieser sind auch immer ein Realitäts-Check für die politischen Beschlüsse, ich nehme viel für meine Arbeit als Innenpolitiker mit.“
Die Kreis- und Stadträtinnen der Grünen haben aus dem Besuch der LEA vor Ort ebenfalls viele Eindrücke mitgenommen.
„Mir hat es gut gefallen, dass ich die Struktur der LEA kennenlernen konnte und die Leitung und das Regierungspräsidium so offen durch die LEA geführt haben“, sagte Kreisrätin Marika Marsovszki: „Ich bin froh, dass die Geflüchteten als Menschen gesehen und behandelt werden.“
Kreisrätin Susanne Petermann-Mayer war beeindruckt von der Organisation nach innen und außen – auch von der Polizeistation neben der LEA, die in das LEA-Team integriert wurde.
Stadträtin Hanna Stauß sagte: „Um mehr Verständnis für alle zu erreichen, wünschte ich mir, dass mehr Sigmaringer Bürgerinnen und Bürger die Informationsangebote der LEA annehmen würden, wie zum Beispiel Führungen in der LEA, die Teilnahme an Anwohnerratssitzungen oder einem Besuch im Café Globus oder im Begegnungscafé, gegenüber der LEA.“