Die Grünen im neuen Sigmaringer Kreistag bleiben mit ihren Anliegen
mehrheitsfähig: Marika Marsovszki, Claudia Pattberg, Susanne Petermann-Mayer (1.
Reihe v.l.n.r.), Helmut Weißhaupt, Johannes F. Kretschmann, Hermann Brodmann
(hinten v.l.n.r.)
Für die neue Bertha-Benz-Schule hat der Sigmaringer Kreistag in
seiner Oktobersitzung eine Mensakonzeption verabschiedet. Darin
sollte ein Antrag der Grünen von 2020 zur Geltung kommen, in dem
ein Biomindestanteil von 25 Prozent festgeschrieben wird. Der CDU-Fraktion
gefiel das nicht mehr, obwohl sie damals mehrheitlich diesem
Grundsatzbeschluss zugestimmt hatte.
Der Standort des neuen Berufsschulzentrums wird auf der grünen
Wiese gebaut, gegen die damaligen vehementen Einwände der
Kreistagsgrünen, die es mit dem Flächenschutz ernst meinten und
meinen. Dafür folgt der Bau nun immerhin hochambitionierten Standards
und erhält das Platinsiegel der Deutschen Gesellschaft für
Nachhaltiges Bauen, die höchstmögliche und selten vergebene
Auszeichnung. Wenn viel Geld für die Küche ausgegeben wird, soll
dann das Essen möglichst billig sein?
Um diese Entscheidung wurde in der ersten regulären Sitzung des
neu konstituierten Sigmaringer Kreistags am 22. Oktober 2024
heftig gerungen und ausführlich debattiert. Auf der Tagesordnung
stand die „Konzeption Campusgastronomie Bertha-Benz-Schule“. In
den Beschlussvorschlag der Verwaltung war ein Antrag integriert,
den 2020 die damalige grüne Fraktion erarbeitet, vorgestellt und
erfolgreich zur Abstimmung gestellt hatte: „Bis zum Jahr 2025
werden alle Verträge der Außer-Haus-Verpflegung (AHV) mit einem
verbindlichen Anteil von 25% an biologisch-regionalen
Lebensmitteln aller verwendeten Produkte festgeschrieben.“
Die 2019 gewählte Kreistagsfraktion hatte den Grundsatzbeschluss erfolgreich in
den Kreistag eingebracht: Sabine Hug, Fiona Skuppin, Anna Pröbstle, Johannes F.
Kretschmann, Hermann Brodmann, Susanne Scham (v.l.n.r.), Helmut Bussmann (Mitte), Lothar Braun-Keller (darüber)
Der Schutz der bedrohten Artenvielfalt braucht mehr biologisch
bewirtschaftete Flächen, und die Biolandwirtschaft braucht einen
Markt, um diesen Anteil zu erhöhen. Zum Nulltarif lässt sich
dieser essentiell wichtige Mechanismus nicht ankurbeln. Der
Landkreis wird den Mensabetreibern einen begrenzten Zuschuss
gewähren, bei 25 Prozent Bioanteil erhöht sich dieser um geschätzt
15’000 bis 30’000 Euro pro Jahr. Im Vergleich zum Schulneubau, der
mit über 100 Millionen Euro die größte Investition des Landkreis
darstellt, ist das keine Summe, die irgendwo für eine Unwucht
sorgt. Trotzdem ein Einsteig und konkret wirksam.
Mitglieder der CDU-Fraktion versuchten, regional gegen biologisch
auszuspielen, obwohl im Antrag der Grünen von 2020 dieser Aspekt
berücksichtigt war. Die grünen Kreisräte argumentierten mit
Schützenhilfe von Sozialdemokraten und Freien Wählern für eine
verbindliche, klare und praktikable Regelung. Sie waren sich mit
der Verwaltung einig, das Regionalitätskriterium nicht quantitativ
mit dem Bioanteil aufzurechnen, was auch null Prozent Lebensmittel
aus ökologischem Anbau bedeuten kann. Biologische, regionale,
saisonale Anteile – so sehen es auch die Qualitätsleitlinien der
Mensakonzeption vor.
Der Antrag der CDU, biologisch oder regional oder saisonal mit 25
Prozent zusammenzupacken, fand schließlich nur in den eigenen
Reihen und bei einem Freier Wähler Anklang und kam auf 20 Stimmen.
Die restlichen 23 Kreisrätinnen und Kreisräte waren nicht der
Meinung, diese grüne Spur aus der Beschlussvorlage der Verwaltung
tilgen zu müssen. Es stimmt zuversichtlich, dass es ohne absolute
Mehrheit einer Fraktion weiterhin zu engagierten Debatten und
Abstimmungen mit offenem Ausgang im Kreistag kommen kann.
Die neue Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen blickt dankbar auf das
Geleistete ihrer Vorgänger zurück und ist froh, dass der
Sigmaringer Kreistag mehrheitlich diesen bescheidenen, aber
richtungsweisenden Beitrag für gutes Schulessen und den Erhalt
unserer natürlichen Lebensgrundlagen leisten will.
Fraktion B’90/Grüne im Kreistag Sigmaringen, Oktober 2024